
Yvonne ist Weltmeisterin!
04.11.2025
Nach dem Sieg beim 24-Stunden Rennen am Nürburgring und bei Race Around Austria 1500 hat die Sportliche Leiterin von Philipps Bike Team, Yvonne Margraf, zum Saisonende nochmals einen draufgesetzt: Sie gewann die 24-Stunden-Weltmeisterschaft im Zeitfahren in Kalifornien und hat uns ein kleines Exklusiv-Interview gegeben.
Dabei spulte sie 747,38 Kilometer in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 31,38 km/h ab. Es war einmal mehr eine Willensleistung an deren Ende auch nur 6 Männer von 58 (!) schneller waren.
Lange lag die Schweizer Ultra-Cycling-Spezialistin Isa Pulver in Front und so hatte es Margraf auch vor dem Start prognostiziert, schließlich hat die Schweizerin 2023 das Race Across Amerika gewonnen – das härteste und längste Ultra-Cycling-Event der Welt. „Auf der flachen Strecke kannst du dich nie erholen, keine Bergab-Passage. Zudem hat mir der Staub zu schaffen gemacht und ich habe mich beim Trinken verschluckt. Zu Beginn der Nacht musste ich mich deshalb durch ein Tief kämpfen, habe aber dann gemerkt: da geht noch was. Dann habe ich die Zähne zusammengebissen und Runde für Runde Zeit gut gemacht. Das hat mich unheimlich motiviert und zusätzliche Energie gegeben. Vor Isa ins Ziel zu kommen und quasi über ihr auf dem Podest zu stehen, fühlt sich absolut surreal an….aber auch ziemlich gut“, strahlte die frischgebackene Weltmeisterin.
Wenn auch Yvonne alleine strampeln musste, der Sieg war Teamwork. Björn Runge war Yvonnes einziger Supporter vor Ort und hielt ebenfalls 24 Stunden durch. Ebenso hilfreich auf dem Weg zum Sieg war das von ihm speziell entwickelte Carbon-Cockpit. „Wir konnten die Griffe und Auflagen in allen Ebenen millimetergenau auf mich einstellen. Das half nicht nur aerodynamisch, sondern wir konnten die Sitzposition auch auf „Erträglichkeit“ trimmen.“
Für Margraf geht’s jetzt zurück nach Heusenstamm und zu ihrem Arbeitsplatz als Krankenschwester. Am 21. Februar startet die Saison von Philipps Bike Team in Santa Ponsa/Mallorca und da werden wir Yvonne Margraf nochmals richtig hochleben lassen.
Exklusives PBT-Interview mit der Weltmeisterin
Dieses Jahr hast du einiges abgeräumt. War der Sieg in bei der Weltmeisterschaft im 24h-Zeitfahren dennoch der Höhepunkt?
Ich hatte wirklich viele schöne, emotionale Momente in dieser Rennsaison. Der WM-Titel zum Abschluss kommt jetzt so unerwartet, dass ich das zumindest im Moment als absoluten Höhepunkt empfinde. Es war ein unheimlich harter Kampf gegen Isa Pulver, die lange Zeit geführt hat.
Wann hast du gemerkt, dass du sie packen kannst?
Eigentlich erst in der letzten Runde. Ich war so nah dran und so viel schneller, dass mich eigentlich nur noch ein Defekt hätte stoppen können. Das war dann eine Riesen-Party in meinem Hirn. Ich hatte mich während des Rennens eigentlich auf Platz zwei eingestellt bis mich Björn, mein Betreuer, angestachelt hat. Ich war da in einer Runde acht Minuten schneller gewesen als Isa. Und dann habe ich ihren Vorsprung Runde für Runde abgeschmolzen. Das gab schon nochmals zusätzliche Energie.
Beim Rennen in Österreich hattest du schon sehr früh große Schmerzen im Hinterteil. Wie war’s in Kalifornien?
Viel besser. Ich war beim Bike-Fitting (KOM*SPORT Köln – empfehlenswert!) und das hat die Sitz-Probleme deutlich gemindert. Eigentlich habe ich nur wegen des Streckenverlaufs gelitten, weil du keine Verschnaufpausen hast. Es geht nie bergab, du musst 24-Stunden treten. Das ist schon hart.
Du hattest in der Nacht ein Tief. Wie holst du dich aus solchen Situationen heraus. Wie kannst du dich da nochmals motivieren?
Mich motivieren vor allem Menschen, vor allem die, die mir nahestehen. In Kaliforniern war’s in erster Linie natürlich Björn. Aber ich wusste auch, dass in Deutschland und der Schweiz viele meiner Freunde und die Philipps Bike Team-Familie mitfiebern. Da will man einfach nicht aufgeben. Auch selbst stemmt man sich gegen den Gedanken der Aufgabe. Und dann gibt es auch riesige Momente wie der Sonnenaufgang in der Wüste. Das pusht natürlich nochmals und du denkst dir: den anderen geht’s auch scheiße, also durchhalten!
Du warst im Schweizer Fernsehen – notgedrungen, da du Isa Pulver geschlagen hast, die in ihrer Heimat eine erhebliche Medienresonanz erzeugt. In Deutschland findet Ultra-Cycling medial so gut wie nicht statt. Ist das enttäuschend?
Ja und nein. Mich elektrisiert der Sport, die Herausforderung. Seit 2015 verfolge ich die Szene und bin beeindruckt gewesen, was man so leisten kann. Dann hab ich’s halt ausprobiert und festgestellt, dass ich das auch ganz gut kann. Das mach ich aber nicht der Medienresonanz wegen. Aber ja, wäre es schön, wenn von unserem Sport mehr berichtet werden würde.
Beschreibe dein Gefühl rund 24 Stunden nach den Strapazen und nach dem Sieg?
Ich realisiere das erst Stück für Stück. Es ist unglaublich, phantastisch, intensiv und ich nehme das als ein Geschenk. Ich gehe mit einem knallig bunten Feuerwerk der Gefühle in die Off-Season. Das ist großartig!
Was kommt jetzt?
Jetzt mach ich erst mal Urlaub in Kalifornien. Entspannen. Abschalten und vor allem Nach-Genießen! Dann geht’s nach Hause und ins Krankenhaus. Da muss ich meine Kollegen und meine Chefin ganz doll drücken, die mir meine Rad-Eskapaden erst ermöglichen. Und ja, ich denke auch an die Mallorca Saison 2026 mit großer Vorfreude und an mein Renn-Projekt 2026: die lange Distanz bei Race Around Austria!